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05.06.2020

Arbeitsmarktkrise braucht nachhaltige Lösungen

Mit Mitte März veränderte sich durch die Corona-Krise der Arbeitsmarkt schlagartig. Es wurde Rekord-Arbeitslosigkeit verzeichnet, die in Niederösterreich Ende April 2020 - als Folge der Bekämpfung der Pandemie - einen historischen Höchststand erreichte; sie lag in NÖ mit 80.199 um knapp 70% über der Zahl vom April des Vorjahres. Mittlerweile hat sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr etwas verlangsamt, dennoch liegt NÖ im Mai immer noch um 58,7% über dem Niveau vom Mai 2019. Ein klein wenig besser als im Landesschnitt steigt der Bezirk Baden mit 52% aus, schlechter steht der Bezirk Mödling mit einer Steigerung auf knapp 61% da.

Sorgenkind 50+

„Das Niveau der Arbeitslosigkeit ist weiterhin sehr hoch, zumindest ist der monatliche Anstieg gestoppt“, so Kollross, der das auf keinen Fall als Anlass zur Freude betrachtet. „Besorgniserregend ist, dass bei ohnehin problematischen Gruppen, wie den älteren Arbeitslosen, die Situation durch die Krise verschärft wurde – ganz besonders in Niederösterreich, das mit dem Burgenland österreichisches Schlusslicht in dieser Altersgruppe bildet. Bis Ende April stieg die Zahl älterer Beschäftigungslose österreichweit auf über 150.000 Personen an. Trotz des leichten Rückgangs der Arbeitslosenzahlen im Mai, ist der Anteil älterer Beschäftigungsloser in Österreich im Vergleich zum Vormonat aber leicht angestiegen. 

Aktion 20.000

Mit 35,2% sind in Niederösterreich mehr als ein Drittel aller Arbeitssuchenden älter als fünfzig Jahre. Die Bezirke Baden und Mödling liegen mit rund 37% über diesem Schnitt. Grund genug für Kollross, seine Forderung nach der Wiedereinführung der Aktion 20.000 zu wiederholen.

Das Projekt wurde unter Bundeskanzler Christian Kern ins Leben gerufen und von der Schwarz-blauen Regierung in einer Nacht und Nebelaktion gestoppt. Trotz des vorzeitigen Endes hat die Begleitstudie der prospect GmbH dem Pilotprojekt sehr gute Ergebnisse attestiert: Demnach wurden 3.824 Personen über 50, die davor keine Aussicht auf eine Anstellung hatten, erfolgreich unterstützt. Weiters wiesen die Ergebnisse der Evaluation darauf hin, dass es mit Hilfe der Förderung vielfach sehr gut gelungen ist, Startnachteilen von Personen am Arbeitsmarkt, die auf niedrige Qualifikationen, Langzeitarbeitslosigkeit und gesundheitliche Einschränkungen zurückzuführen sind, entgegenzuwirken.

Der Bezirk Baden wurde als NÖ Pilotregion ausgewählt. Auch hier konnten sich die Ergebnisse sehen lassen. „Rund 100 ältere Beschäftigte erhielten für zwei Jahre einen Arbeitsplatz. Etwa dreiviertel der Betroffenen fanden einen Dauerarbeitsplatz“, weist Kollross auf das vielversprechende Ergebnis seines Heimatbezirks hin.

„Der Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie bietet die Chance, nicht nur mit dem Gießkannenprinzip Gelder auszuschütten, sondern auch nachhaltige Wirtschaftspolitik zu betreiben und dabei vulnerable Gruppen gezielt zu unterstützen“, so Kollross und fordert:Wieso schaffen wir nicht gleich kollektivvertraglich bezahlte Arbeitsplätze für langzeitbeschäftigungslose Menschen über 50 Jahre? Diese Arbeitsplätze können in Gemeinden, bei gemeinnützigen Organisationen und bei den Sozialen Unternehmen bzw. innerhalb der so oft betonten kritischen Infrastruktur angesiedelt sein.“