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23.08.2018

Gedanken zum 12-Stunden-Tag

Für seine Großspender ist dem Konzernkanzler Kurz nichts zu teuer. Vor allem, wenn es um Verschlechterung für ArbeitnehmerInnen geht. Überfallsartig, ohne Begutachtung und ohne mit den Gewerkschaften zu verhandeln  wird nun mit 1. September der 12-Stunden-Tag und die 60- Stunden-Woche eingeführt.  Auch der Protest von mehr als 100.000 Menschen, die Ende Juni dagegen in Wien auf die Straße gegangen sind, wird ignoriert.   

Profitieren jedenfalls werden von diesem Gesetz nur die Unternehmen, den Menschen drohen Lohnraub, mehr Druck und weniger Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wer ständig der Freiwilligkeit in diesem Gesetz das Wort redet, hat selbst noch nie im Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gearbeitet, ist weltfremd oder wünscht sich etwas, das mit der Realität im Job nichts zu tun hat.  

Bereits jetzt werden jährlich 45 Millionen Überstunden nicht abgegolten. Wenn die schwarz-blaue 60-Stunden-Woche zur Regel wird, gibt es bald gar keine Zuschläge mehr für zusätzlich geleistete Arbeit. Neben diesem Lohnraub an den ArbeitnehmerInnen bedeutet die Ausweitung der Höchstarbeitszeit auch massive Nachteile für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.  

Als Bürgermeister und kommunalpolitischer Sprecher des SPÖ Parlamentsklubs habe ich aber auch Sorge um den sozialen Zusammenhalt in unseren Gemeinden und Städten. Die 60-Stunden-Woche wird auf Sicht negative Auswirkungen auf ehrenamtliche Tätigkeiten und Vereinsaktivitäten haben, denn den Menschen bleibt dafür weniger Zeit und Kraft. Das wird auf Kosten des sozialen Zusammenhalts und des Zusammengehörigkeitsgefühls und des sozialen Lebens in den Gemeinden passieren. Nicht umsonst kritisiert auch die Bischofskonferenz oder der katholische Familienverband dieses familienfeindliche Gesetz.

Dazu kommt der Raubbau an der Gesundheit. Da gibt es ganz klare Fakten: Ab der 9. Arbeitsstunde nimmt nicht nur die Leistungsfähigkeit ab, sondern auch die Unfallgefahr zu. In der 12. Arbeitsstunde liegt das Verletzungsrisiko um 70 Prozent höher. Die Menschen sind erschöpft. Und dann fahren sie mit ihrem Auto nach Hause – die meisten sind sich der Gefahr gar nicht bewusst.

Hinter dieser arbeitnehmerfeindlichen Politik stehen die Interessen und das Profitstreben der Großspender des Konzernkanzlers. Als Dankeschön für die Unsummen an Wahlkampfgeldern tritt Kurz die ArbeitnehmerInnenrechte mit Füßen und zerstört die sozialen Fortschritte der letzten Jahre. Und die FPÖ macht den Steigbügelhalter für diese unsoziale Politik und verrät damit auch die Interessen ihrer Wähler. Wenn das so weitergeht, dann Gute Nacht, Sozialstaat Österreich.